Geschichte der Pfarrei Tuggen
Tuggen ist die älteste Pfarrei mit der ältesten Kirche im ganzen Kanton Schwyz. Nach der gescheiterten Klostergründung von Kolumban und Gallus 611 bei ihrem Aufenthalt in Tuggen am Zürichsee, der damals noch bis über Reichenburg hinaus reichte, entstand unter alemannischen Kirchenstiftern die erste Kirche auf dem Felssporn über dem Gestade des Sees. Reiche Beigaben der im Kirchenschiff bestatteten drei Stifter lassen die Kirche datieren. Die Pfarrei umfasste damals als Grosspfarrei die ganze Obermarch östlich der Wägitaleraa samt dem Wägital. In der Schenkungsurkunde eines Wolfhart „ad Wangas in Marcha Tuccunie“ an das Kloster Bobbio von 844 erfahren wir von einer weiteren kleinen Kirche in Wangen. Das Gebiet und die Pfarrei unterstanden dem Kloster Pfäfers spätestens seit 842/843. Es war somit eine eigentliche Grosspfarrei. Es folgten weitere Kirchenbauten. Eine romanische Kirche und wurde um 1120 gebaut. Dann folgte um 1345 eine gotische Kirche, immer am gleichen Ort. Sie wurde um 1500 restauriert. Nach dem Burgunderkriegen war ja Geld vorhanden, gab es doch reichliche Vergabungen zum Seelenheil an den Bau der Kirche. Es folgten Umbauten, Abtragung des störenden Narthex. Grössere Umbauten fanden dann 1684 unter dem ersten einheimischen Pfarrer Sebastian Bamert statt. Zwischenzeitlich hatten sich Tuggen mit der ganzen Obermarch von Pfäfers 1652 für 12‘750 Gulden losgekauft. Die vierte Kirche, die heutige Barockkirche wurde von 500 Kommunikanten erbaut.
Die Gegend veränderte sich und der Tuggenersee, der durch ein Fliessgewässer um 1000 n. Chr. bei der Grinau vom Zürichsee abgetrennt worden war, verlandete zusehends. Der Kirchenbesuch mit dem Schiff wurde unmöglich und Reichenburg wurde 1498 eigene Pfarrei. Während der Reformation wurde Tuggen 1529 und anfangs 1530 reformiert und Reformator Jakob Kaiser vom einsiedlerischen Hof Oberkirch bei Kaltbrunn predigte in Tuggen. Er wurde bei einem Gang nach Tuggen am 22. Mai 1529 von Schwyzern gefangen, nach Schwyz deportiert und endete nach kurzem Prozess auf dem Scheiterhaufen. Diese Tat war das Zünglein an der Waage zum Ausbruch des Ersten Kappelerkrieges. Tuggen lag an der Reichsstrasse, also dem bedeutenden Schifffahrtsweg von Zürich, Grinau, Tuggen, Walensee über die Bündnerpässe. Die Einwohner kamen daher mit vielen Durchreisenden in Kontakt. Zur Reformation hatten auch zwei sehr betrübliche Pfründenstreite von 1390-1397 und 1486-1494 wesentlich beigetragen, geschahen doch durch die Pfründenjäger auf die gut bezahlte Pfarrstelle in Tuggen Ungeheuerlichkeiten, in welcher die Kirchenleitung absolut versagte. Den zweiten Streit entschied dann die eidgenössische Tagsatzung korrekt, aber er wirkte mit einer Exkommunikation und Exhumation des rechtmässigen Pfarrers nachhaltig bis zur Reformation.
Wohl wegen der Reformation in Tuggen und der Verladung des Tuggenersees kurte sich 1536 Schübelbach als eigene Pfarrei ab. Die Verselbständigung der Pfarrei Wägital ist historisch unklar. Sicher wurde Vorderthal 1776 eigene Pfarrei. Erwähnenswert ist sicher, dass im Pfarrarchiv Rechnungsführungen bereits um Jahrzehnte älter sind als die Kirchenbücher mit Taufen, Ehen und Toten, die erst um 1639 beginnen, obwohl das Konzil von Trient (1545-1563) dies gefordert hatte.. Der Loskauf von Pfäfers hatte die Tuggner 1652 definitiv zu Kirchherren mit eigenem Pfarrwahlrecht gemacht, das sie schon Jahre zuvor erhalten hatten. Der erste einheimische Pfarrer wurde auch 1652 gewählt und Pfarrer Johann Sebastian Bamert wirkte als „primus parochus saecularis“, als erster Weltgeistlicher, wie er sich selbst bezeichnete. Er versah sein Amt bis 1692. Unter ihm wurden die Wälder des Pfarrers und der Kaplanei im Buchberg an die Genossen von Tuggen und Holeneich gegen jährliche Holzlieferungen verkauft. Ein weiterer Meilenstein wurde von den 500 Tuggner mit dem Bau der heutigen, vierten Kirche am gleichen Ort, der Barockkirche gesetzt. Sie musste 1958 um ein Joch verlängert werden. Nach steten Erneuerungen wurden 1920 fünf neue Glocken geweiht. 2012 und 2013 folgten eine Innenrestauration und die neue Orgel. 2014 konnte das PfarreiZentrum Gallus eingeweiht werden und 2015 die Kaplanei nach der Renovation an die Kita Calimero vermietet werden.